07.02.2024

Rhystadt-Blog

Die vielfältige Migrationsrealität des unteren Kleinbasels

In der Podiumsdiskussion am fünften Salon Basel Next von Rhystadt zeigte sich die vielfältige und teilweise schwierige Realität im unteren Kleinbasel.

Alima Diouf, Gründerin und Geschäftsführerin von «Migranten helfen Migranten» eröffnete die Podiumsdiskussion mit dem klaren Statement: «Es gibt unterschiedliche Niveaus von Migrant*innen im Kleinbasel» – die Lebensrealität einer Mutter, die aus Ghana in die Schweiz komme sei nicht zu vergleichen mit der Migrationsgeschichte von ukrainischen Geflüchteten oder einem Marokkaner zweiter Generation. Vom kulturellen Verständnis über die Bedürfnisse im Alltag bis hin zu den finanziellen Möglichkeiten sei es schlicht absurd, hier von nur einer Bevölkerungsgruppe zu sprechen. Auch Andreas Lutz, ehemaliger Inhaber und Mitglied der Geschäftsleitung der Egeler Lutz AG, und Mahir Kabakci, SP-Grossrat, betonten in der Diskussion, dass die verschiedenen Themen, um die es bei der Entwicklung des Klybeck-Areals und des unteren Kleinbasels gehe, alle beträfen, also nicht nur die verschiedenen Kreise migrantischer, sondern auch einheimische Einwohner*innen.

Einigkeit beim benötigten Grün- und Freiraum

Während Lutz vor allem betonte, dass die Präsenz von Menschen und ein aktives Quartierleben das nötige Wohlbefinden und dadurch Sicherheit schüfen, hielt Kabakci mehrmals fest, dass es auch Aufgabe der Vereine und der Stadt sei, die migrantische Bevölkerung gezielt zu informieren und sie in das kulturelle Leben einzubinden. In diesem Punkt unterstrich Diouf, es brauche eine direkte Ansprache und Einladungen für migrantische Minderheiten – ein öffentliches Angebot, vor allem für Migrant*innen der ersten Generation, reiche noch lange nicht für die Integration in die Gesellschaft. Besonders unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMAs) bräuchten Programme, damit sie eine Beschäftigung und Ziele vor Augen haben.

Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass das untere Kleinbasel mehr Grün- und Freiräume braucht, obschon Diouf einwarf, dass es auch grosse geschlossene Räume für Feste wie Hochzeiten oder für Schlechtwettertage brauche und dass Autos und Parkplätze nie ganz aus den Quartieren verschwinden werden, zumal die individuelle Mobilität für Nacht- und Schichtarbeit in der Region teils existenziell sei. Und auch, weil mit dem Besitz eines Autos für viele Migrant*innen der Traum von Freiheit in Erfüllung gehe und man aus Stolz das eine oder andere Selfie hinter dem Lenkrad in die Heimat schicken wolle… Für Erheiterung im Saal sorgte nicht nur dieses, sondern viele weitere Argumente in der lebhaften Diskussion, an der sich auch das Publikum mit Anregungen und Fragen aktiv beteiligte.

Es muss vorwärts gehen

Alle Gäste, neben den Podiumsteilnehmenden auch Theres Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel, Samuel Müller vom Neutralen Quartierverein Unteres Kleinbasel sowie mehrere Stimmen am anschliessenden Apéro, betonten im Laufe des Abends mehrmals, dass die Transformation des Klybeck-Areals eine wichtige Chance für Basel sei. Das neue Quartier zu entwickeln allein sei zwar nicht die Lösung, aber biete Möglichkeiten, durch gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und unter Einbindung der Bevölkerung, neues städtisches Leben zu fördern und Basels Norden zu einem attraktiveren und beliebteren Wohnort zu machen. Den Gegenvorschlag der Regierung, der sich aktuell in der zuständigen Kommission des Grossen Rats in Beratung befindet, hält die Mehrheit für einen guten Kompromiss, er verspreche Planungssicherheit und sei der erste Schritt, damit es im Klybeck endlich vorwärts geht.


Salon Basel Next #5 auf YouTube

Hier können Sie den vergangenen Salon Basel Next in voller Länge inklusive Keynote und Diskussion online anschauen: